Montag, 12. November 2007

Zeit nach der Prüfungszeit ... und Halloween

Zeit nach der Prüfungszeit

Nachdem für alle die Prüfungen mehr oder weniger abgehakt waren, war eine Woche lang Zeit für Freizeit. Ich fuhr mit Gesa nach Norrköping mit dem Campusbus. Da die Unis in Norrköping (50 km entfernt) und Linköping zusammengehören und auch Vorlesungen auf beiden Arealen stattfinden, fährt jede Stunde mind. ein Reisebus von einem zum anderen Campus.
Norrköping ist eine kleiner Stadt als Linköping, hat aber mit einer sehr kleinen, gemütlichen Innenstadt und der Lage zwischen zwei größeren Seen seine Reize.



Flugvapenmuseum

Linköping ist vor allem für die Luftwaffenindustrie ein sehr wichtiger Standpunkt. Auf dem Militärflughafen gleich neben der Uni testet Saab seine neuen Turbinen. Zu unserem Leidwesen hört man das kilometer weit und ich habe mich bis dato immer gewundert, wo denn das Flugzeug ist, dass so einen Krach macht. Angeblich werden wohl die Turbinen im Boden verankert und dann voll gefahren... Während des ersten und zweiten Weltkrieges wurden nicht nur eigene Maschinen gebaut sondern auch teilweise die in Beschlag genommenen Maschinen aus Deutschland und Russland kopiert. Das Museum auf dem Gelände zeigt den Anfang des Flugzeugbaus bis heute hin.

Ich weiß nicht, ob Ihr den modernen Orienierungslauf kennt, doch seit einiger Zeit gibt es das Geocachen. Anstatt mit Karte und Kompass durch den Wald zu laufen sucht man hier mit Hilfe eines Rätsels die GPS Koordinaten des Ortes, wo sich ein kleines Kästchen versteckt. Durch austauschen eines Gegenstandes und das Eintragen in das "Log"-Buch bestätigt man, dass man den Ort gefunden hat.
So ein Geocache war auch im Flugwaffenmuseum versteckt. Mithilfe von Länge des Flugzeugs A, Anzahl der Rotorblätter von B, Alter des Flugzeugs C usw. berechneten wir die Koordinaten des Verstecks. Trotz mehrerer Hindernisse fanden wir es dann auch außerhalb des Geländes unter einem Stromhäuschen :-)

Felix und Gloria


Halloween

Ach ja, Halloween war ja auch noch. Eigentlich bin ich nicht so für importierte Feste aus den USA, zumal wenn sie mit teuren Einkäufen verbunden sind (z.B. der Verkleidung bei Halloween). Doch in einem Jahr, wo man sowieso alles anders macht als vorher, war auch der Tag ein Anlass um ausgiebig zu feiern. Mit sehr viel Spaß bei der Verkleidung sind Gesa und ich dann auch ordnungsgemäß auf der Hausparty im Wohnheim erschienen. Komisch, manche haben uns gar nicht erkannt...

Gesa

ich

Stefan

Kurz nach dem Halloweenfest, fand ein kleines Innebandy-Tunier statt, bei dem letztendlich zwei deutsche gegen eine schwedische Mannschaft spielten. Generöserweise siegte die eine deutsche Mannschaft ;-)







Exkurs: Innebandy

Innebandy (auch Unihockey genannt) ist ein Sport, der besonders in Schweden sehr beliebt ist. Ähnlich wie beim Eishockey haben die Spieler einen Schläger und einem Kunststoffball gespielt. Da das Spielfeld von einer Wand begrenzt ist, gibt es praktisch kein Aus, weshalb das Spiel unheimlich schnell ist.

Montag, 22. Oktober 2007

Prüfungszeit passé - Exkurs: Schwedische Ehrlichkeit

Nachdem in den letzten Wochen zwei Abgaben von mir anstanden - glücklicherweise keine Prüfung - war die Zeit knapp, Unternehmungen zu machen. Bis auf den internationalen Kravaller, genannt "Intervallen" war die Zeit dann doch mal ausnahmsweise mit Unizeug verplant. Laborübungen in der Programmiersprache LISP und ein Report zum Thema "Biomedical Signal Processing" standen auf der Tagesordnung. Doch ab heute ist das auch schon wieder Geschichte und mit dem Blick auf den zweiten Teil des Semesters, der übermorgen anfängt, ein kleiner Exkurs zu schwedischen Verhaltensgrundlagen.


Schwedische Ehrlichkeit
Es kommt hin und wieder vor, dass ich in Linköping oder der Umgebung unterwegs bin und feststelle, dass es soetwas in Deutschland nicht gibt. Oder ich erwische mich bei dem Gedanken daran, was man in Deutschland wohl alles für Sicherheitsmaßnahmen einbauen würde. Dabei geht es um die Möglichkeit, betrügen zu können. Und ich habe in der kurzen Zeit, in der ich schon in Schweden bin, feststellen müssen, dass die Schweden doch ein sehr ehrliches Völkchen sind.

Zunächst einmal fällt mir der Fall ein, wo ich während des oben genannten Intervaller meine Armbanduhr verloren haben. Aus unerklärlichen Gründe war sie auf einmal nicht mehr da. Doch die Antwort meiner Email an die Organisatoren ließ mich wissen: "Ja, meine Beschreibung passt auf eine Uhr, die sie gefunden haben und ich könnte sie mir doch abholen". Drei Tage später war ich wieder glücklicher Besitzer meiner unversehrten Uhr. Und sowohl mein Gedanke dazu als auch die Kommentare der anderen waren: "So etwas würde Dir in Deutschland nicht passieren".

Ein weiteres Beispiel ist der Besuch des Uni-Fitness-Studios, genannt Campushallen. Jedem, der dort Mitglied ist und also wie gefordert, jeden Monat Beitrag zahlt, wird die Mitgliedschaft auf dem Studentenausweis gespeichert. Geht man also zum Training dorthin, zieht man die Karte durch einen Automaten und eine freundliche Stimme wünscht einem ein herzliches Willkommen.
In Deutschland würde an dieser Stelle ein Drehkreuz stehen, damit nicht jeder x-beliebige dort Zutritt hätte, hier in Schweden vertraut man aber auf die Ehrlichkeit der Menschen und hat kein Drehkreuz aufgestellt.

Der dritte passende Fall ist das "Self-Scanning" in einem Supermarkt bei uns um die Ecke. Mithilfe eines Barcode-Lesers kann der Kunde den Preis während des Einkaufes gleich einscannen und braucht nur noch am Ausgang die Endsumme an der Kasse zu bezahlen. Wir haben dabei keinen beobachtet, dessen Korb noch einmal kontrolliert wurde. Mit fertig gepackten Tüten konnten die Kunden die Kasse schnell passieren und die Ware mit nach Hause nehmen. Ich glaube, in Deutschland würde man alles doppelt und dreifach sichern und zur Not auf Kosten der Bequemlichkeit doch alles von einer Kassierin einscannen lassen. Hier in Schweden vertraut man wie immer auf die Ehrlichkeit.


Ich finde es interessant zu sehen, wie unterschiedlich selbstverständlich die Ehrlichkeit ist und in gewisser Weise, möchte ich behaupten, könnten wir Deutschen von den Schweden noch so einiges lernen!

Samstag, 13. Oktober 2007

Riga - die Stadt mit den größten Kontrasten

Rigas Silouette

So, nachdem ich gerade die erste Prüfungszeit so gut wie hinter mir habe, hier ein kurzer Bericht aus Riga, der Stadt mit den größten Kontrasten zwischen Arm und Reich.

Riga, ein Blick auf die Kontraste

Per Ryanair ging es nach Riga auf den größten Flughafen im Baltikum. Per Bus erreichten wir die Altstadt, wo wir eine Jugendherberge gebucht hatten (9€/Nacht!). Für zwei Nächte blieben wir dort bevor es per Schiff (Tallink - nicht zu empfehlen) über Nacht wieder zurück nach Stockholm ging.

von links nach rechts:
Andreas, Felix, Jan, ich, Andre, Matthias, Florian und Steffen

Den Unterschied zwischen Arm und Reich erkennt man in Riga fast an jeder Ecke. Den ersten "Schock" bekamen wir, als wir einkaufen gingen und feststellen mussten, dass die Preise genauso hoch wie in Deutschland sind, wenn nicht sogar höher. Eigentlich wollten wir hier billigen Alkohol einkaufen, da er in Schweden so teuer ist - tja, hat nicht ganz geklappt. Noch vor ein paar Jahren war das wohl anders. Inzwischen gehört Lettland der EU an und bekommt Ende nächsten Jahres sogar den Euro. Bis dahin gelten die lettische Währung Lats und Sentime.

Die neuen Fassaden in der Stadt

Die Altstadt war glücklicherweise autofrei, doch mit Genemigung durften gewisse Leute auch hier mit ihre Autos vorfahren. Was das dann für Autos waren, kann man vielleicht erahnen: Lamborghini, Bentley, Porsche, BMW M5 etc. Alles teure Karren, passend zu den Läden, die sich hier befaden: Gucci, Dolce & Gabbana, Swarovsky etc. Auf dem Markplatz wurde sogar für die Miete von Stretchlimousinen geworben - nebendran saß der Bettler.

Die Oper

Symbolisch war das Bild, das sich für uns ergab, als wir auf einem der höchsten Gebäude der Stadt den Rundblick über die Stadt genossen. Über den Fluss, die Daugava, spannte sich eine neue Drahtseilbrücke gesäumt von einem gläsernen, halbrunden Turm einer Bank auf der einen Seite und dem Turm der St. Peters Basilika auf der anderen Seite. Wir wussten von unserem Besuch zuvor in dem Turm, dass dieser einzufallen droht, seine Säulen werden von Metallhülsen gehalten.

Der Dom

Aber die Altstadt war trotz der teilweise traurigen Anblicke dennoch sehr schön. Sie gehört zum Weltkulturerbe und wird inzwischen Fassade für Fassade erneuert. Viele Kirchen, Häuser und Museen erzählen von der Geschichte Lettlands und von der Selbstständigkeit seit 1991. Gesehen haben wir auch die russisch-orthodoxe Kirche, die von Polizei beaufsichtigt wurde,
das Freiheitsdenkmal, vor dem zwei Soldaten marschierten und deren Kleidung wieder zurecht gerückt wurde, nachdem sie ihren Platz vor dem Denkmal wieder eingenommen hatten, das Schloss und den Zentralmarkt, auf dem die Bevölkerung einkaufen geht - auch ein sehr prägender Anblick in den alten Zeppelinhangars, wo die Tauben von den Fleischblöcken picken und der Fisch auf der Theke noch halb lebt.
Da wir unsere Jugendherberge mitten in der Altstadt hatten, konnten wir auch abends noch einen Rundgang durch die Stadt machen und die Bars austesten, die schon längst westliche Preise haben.Unser letztes Geld investierten wir in Zigaretten und Alkohol



Donnerstag, 27. September 2007

Eishockey & Kräft essen


Offensichtlich scheint ein Auslandsaufenthalt auch ein Anlass zu sein, verschiedene Dinge mal auszuprobieren, die man daheim vielleicht noch nicht gemacht hat...

Zum Beispiel war ich vor kurzem bei meinem ersten Eishockey-Spiel dabei. Wer gespielt hat? Linköping natürlich! Die haben glücklicherweise auch vor fast ausverkauften Rängen gewonnen, aber auch nur in letzter Sekunde. Ich hatte schon ein bisschen mehr action erwartet, nachdem es hieß, dass die Linköpinger letztes Jahr am Ende der Saison auf Platz zwei der Liga waren.


Habt Ihr schon mal Krebse ("kräft") gegessen? Ich noch nicht, weshalb ich auch das zum ersten Mal probierte. Und ich muss sagen, die schmecken eigentlich gar nicht so schlecht, wie ich zunächst befürchtet hatte. In Schweden gibt es jedes Jahr im August ein Krebsfest, mit dem der Fang der Flusskrebse eingeläutet wird. Bei diesen großen Essen wird natürlich auch massenweise "Snaps" getrunken, was bei uns auch nicht fehlen sollte...


Mittwoch, 26. September 2007

Helsinki

Die "Gabriella"

Nachdem ich schon seit längerem nicht mehr unterwegs war auf großen Touren stand nun die Fährfahrt nach Helsinki an. Mit dem Zubringerbus ging es mit noch sieben weiteren Deutschen nach Stockholm zur Anlegestelle von "Viking Line" und von dort dann weiter über Nacht mit der "Gabriella" nach Helsinki. In Helsinki hatten wir gerade mal 7 Stunden Aufenthalt, bevor das Schiff wieder Richtung Stockholm ablegte.

Die Finlandia-Halle, Oper von Helsinki

Allerdings reichte das völlig aus, um die Hauptstadt Finnlands zu erkunden. Wir sahen den Dom und die russische Kirche von innen, sowie einen Teil des größten Kaufhauses Skandinaviens, was jetzt nicht zu vergleichen ist mit "La Fayette"! Da es zudem während der ersten Hälfte wie aus Kübeln schüttete und wir uns erst einmal einen trockenen Unterschlupf in einem Kaffee suchten, ist natürlich die Erinnerung an Helsinki umso mehr verfälscht. Mit der Straßenbahn 3T erkundeten wir einen größeren Radius mit Finlandia-Halle und Olympiastadion bevor es bei Sonnenschein wieder zurück an Bord der Fähre ging.

Der Dom

Die größte orthodoxe Kirche Nordeuropas

Vier von uns hatten schon auf der Hinfahrt das Buffet getestet, was wir nun gemeinsam noch einmal stürmten. Allerdings war es nicht zu vergleichen mit dem Buffet, was ich von den Fährtouren Kiel-Oslo kannte... obwohl es auch hier eine Menge Fisch gab.


Flo, ich, Matze, Steffen, Lizzi, Wende, Andre und Felix

Da wir wieder relativ früh am Tag in Stockholm ankamen, blieb ich mit drei weiteren in der Stadt und besichtigte das Wasa-Museum. Es war super! Mich faszinierte der ganze Bau des Schiffes ungemein. Wenn man sich vorstellt, dass die Wasa 1628 direkt nach dem Stapellauf mit samt den schweren Kanonen unterging und über 300 Jahre im Hafenbecken von Stockholm lag, so ist es erstaunlich, dass es geschafft wurde, das Schiff vollständig zu heben und es im Nachhinein so zu konservieren, dass es jetzt ohne weiteres in einem Museum stehen kann. Mit seiner Länge von fast 70m und einem Tiefgang von über 4m sollte dieses Schiff unter König Oskar von Schweden die anderen Länder beeindrucken. Mit 150 Bootsleuten und 300 Soldaten sollte es zu den größten Kriegsschiffen überhaupt zählen. Untermalt wurde der Drang nach Prestige durch die Farbenpracht der einzelnen Figuren auf dem Rumpf, der jetzt "nur" noch in einem dunklen Braun zu sehen ist. Teilweise werden die Farben auch jetzt noch wieder entdeckt und Kopien der Figuren eingefärbt.

Außerdem genossen wir die Sicht auf Stockholm vom Stadhuset-Turm, wo das Dinner nach der Nobelpreisvergabe stattfindet.

Zurück ging es wieder auf direktem Wege per Swebusexpress.

Sonntag, 16. September 2007

Die Uni hat begonnen - und der nächste Kravaller


Tja, vor ein paar Wochen hat die Uni tatsächlich begonnen, weshalb wir noch keine Zeit wieder hatten, größere Touren zu unternehmen. Statt dessen gab es diverse kleine Feste, von denen ich ein bisschen erzählen möchte.

Kallas Mottaning
In der (angeblich zweitgrößten) Eishockey-Halle (Schwedens) von Linköping wurde so eine Art Basar organisiert, zu dem Zweck, zu zeigen, was die Uni so alles neben den Vorlesungen bietet. Allerdings war die Party danach für alle viel lustiger :-) Zusätzlich gaben diverse Show-Gruppen kleiner Darbietungen...
Aber der Besuch der Eishockey-Halle hat ein paar von uns dazu bewegt, doch auch Eishockey-Karten zu kaufen und mal bei einem Spiel dabei zu sein. Ich bin gespannt, wie das wird. Angeblich spielt die Mannschaft aus Linköping in der obersten Liga auf Platz zwei oder drei!

Welcome Dinner Von dem ERASMUS-Netzwerk wurde ein Dinner organisiert, dass speziell für die Austauschstudenten sein sollte. In einem eher feierlichen Rahmen sollte so der Einstand in das neue Semester gefeiert werden. So wurden wir dann doch dazu aufgefordert, in den besten Kleidern zu kommen, die wir haben... bei den einen dann doch nur die Jeans, bei anderen der Anzug. Doch im Ballkleid kam dann doch zum Glück keiner :-)

Dra't i Spa't
Um vom zweiten Kravaller Dra't i Spa't zu erzählen, muss man eigentlich beim Ticketverkauf anfangen. Denn angeblich wollten so viele Leute auf diese Party, dass einige sich schon um Mitternacht (!) anstellten, da der Kartenverkauf am 8Uhr montags starten sollte. Ich ging mit einigen anderen dann doch erst 5 Uhr morgens hin, doch auch das war noch extreme-queueing. Denn wer stellt sich für Partytickets sonst so früh an in Deutschland??? Schon komisch, die Schweden! Wir standen dann aber auch tatsächlich an 20. Stelle, wobei jeder maximal 4 Karten kaufen durfte, also bekamen wir die 100. Tickets (bei 1000 verfügbaren dann doch ein guter Schnitt :-)


Am Freitag ging es dann auf die Party. Vorher mussten wir unsere Overalls noch fertig nähen, von denen ich schon zuvor berichtet hatte. Die Party wurde dann auch DER Knaller, mit Couverband live und ansonsten doch ganz guter Musik hat es sich doch wirklich gelohnt, so früh für die Eintrittskarten zu queuen! Siehe Fotos....

Am nächsten Tag fand die Hauptattraktion des zweitägigen Fests statt: Tauziehen. Dabei traten immer zwei Mannschaften gegeneinander an. Damit die ganze Aktion auch etwas spannender wurde als "normales" Tauziehen, fand es über einen Wassergraben hinweg statt. D.h., die Verlieren flogen ins Wasser... Leider habe ich auf Grund der langen Party am Vorabend die Mannschaft der Austauschstudenten verpasst, die leider früh ausschieden, doch das Final war spannend genug ...



Damit während dessen auch die Zuschauer unterhalten wurden, wurden diverse Trinkspiele veranstaltet. Das letzte war der Wettkampf zweier Teams, die durch das Wasser waten mussten (mit Schwimmweste!), auf der anderen Seite ein Bier exen, fünfmal im Kreis drehen, wieder zurück, Bier exen, Mohrenkopf essen und wer als erster sprechen kann, hat gewonnen. Die waren fertig (bei 12°C Außentemperatur und Wind) :-)

Hinterher ging ich mit ein paar anderen Deutschen noch in ein sehr gemütliches Café (Berg). Wie bei Oma, einfach sehr gemütlich.

Montag, 3. September 2007

Stockholm und die Scheren

Das letzte "freie" Wochenende haben wir genutzt, um uns Stockholm und die Scheren anzusehen. Mit 12 Leuten und zwei Bussen fuhren wir also am Samstag früh (Start 5:45!!!) nach Stockholm. 9:30h sollte die Fähre in die Scheren ablegen, die wir auch mit Müh und Not gerade rechtzeitig erreichten. Da aber das Boot der Reederei leider nicht funktionierte, wurden wir auf der Hintour mit einem anderen gefahren, das dann auch wie eine Fähre an mehreren Stellen anhielt und Passagiere aufnahm bzw. abgab. So hatten wir das Glück, dass wir zwei Routen fahren konnten und somit mehr von dem Scherengebiet sehen konnten, als zunächst angenommen.
Auf der Hintour ging es also durch die größeren Gewässer. Da schönes Wetter war, konnten wir auf dem Boot obendrauf draußen sitzen und die wunderschöne Aussicht bei Sonne genießen.


In Sandhamn - der am weitesten entfernten Schereninsel - angekommen, führte uns die Guide zunächst ein wenig durch das kleine Dorf, bevor wir uns an den Strand legen konnten, um ein bisschen auszuruhen. Ich musste etwas Schlaf nachholen... Das inzwischen reparierte Boot sollte uns hier wieder abholen und durch die richtig engen Scherengebiete zurück nach Stockholm bringen.

Arbeiten und Wohnen auf Sandhamn
Sandhamn war früher eine Insel, auf der Fischer lebten, die mit Fischfang und Anbau von einigen Früchten ihren Unterhalt verdienten. Da es zu Beginn der Besiedlung noch keine großen und vor allem schnellen Schiffe gab, lebten sie recht abgeschnitten von der Welt. Als aber um 1850 herum die Dampfschiffe aufkamen, wollte die reichere Bevölkerungsschicht plötzlich zur Erholung hinaus auf die Inseln, die ihnen bis dahin unbekannt waren. So wurden die Scheren immer mehr belagert. Heute leben auf Sandhamn ca. 100 Leute ständig, tausende Besucher jährlich überfluten die Insel und bringen natürlich auch Geld auf die Insel. Vom Fischer früher über Lotsen sind die Leute heute eher bei Callcentern o.ä. beschäftigt, damit sie weiterhin arbeiten können. Ruft man z.B. bei der Feuerwehr an, so kann es sein, dass man auf Sandhamn landet. Da die Lotsen heute durch Navigationsgeräte nicht mehr so stark gefragt sind, wohnen sie auf dem Festland und stehen abrufbereit da. Werden sie gebraucht, dann holt sie ein Boot ab und fährt sie zu dem entsprechenden Schiff.

Bis dieses Jahr gab es eine eigene Schule für die Kinder von Sandhamn. Da aber die Eltern beschlossen habe, die Kinder besser in größeren Klassen aufwachsen zu lassen, müssen sie jetzt jeden Tag zu einer anderen Insel fahren und dort die Schule besuchen. Sobald sie auf dem Gymnasium sind, wohnen sie wochentags in Stockholm in einem Internat und besuchen nur am Wochenende ihre Familien.

Das Wohnen auf den Inseln ist immer teurer geworden. Da es in Schweden bis jetzt ein Gesetz gibt, nach dem die Grundstückssteuer entsprechend des aktuellen Wertes berechnet wird, wurden die Bewohner mehr oder weniger aus Sandhamn vertrieben und durch reiche Familien ersetzt. Denn wer ein Grundstück auf einer dieser Inseln besitzt, aber kein Geld hat, die nun hohe Steuer zu bezahlen, der muss verkaufen und auf das Festland ziehen. Die Preise für ein inzwischen fast 200 Jahre altes Holzhaus belaufen sich auf 5.000.000 SEK und mehr.


Der Einfluss der Eiszeit
Über die Scheren allgemein ist auch interessant zu wissen, dass sie immer noch wachsen. Während der Eiszeit lag kilometerdickes Eis auf Norwegen, Schweden, Finnland usw. Durch diese Massen wurde das Land heruntergedrückt. Nachdem die Eiszeit verschwunden war, begann sich also das Land wieder zu heben. Dieser Prozess ist immer noch nicht abgeschlossen, 30 cm pro 100 Jahre hebt sich das Land weiterhin, weshalb immer mehr Land im Scherengebiet auftaucht und auch neue Inseln entstehen können. Damit verengen sich auch die Wasserstraßen zwischen den einzelnen Inseln. Sandhamn ist mit 5000 Jahren die jünste Insel unter den Scheren.

Scherentour
Auf unserem Rückweg von Sandhamn nach Stockholm fuhren wir also tatsächlich durch die engen Wasserstraßen in den Scheren. Die extrem flachste Stelle war nur 1,20m tief! Die Tour ging entlang von Wäldern und sehr vielen teuren Anwesen. Dort hat jeder mind. eine Yacht und ein Schnellboot, d.h. überall gibt es eigene Anlegestege. Außerdem sahen wir oft eigene Tennisplätze oder Swimmingpools. Hier scheinen wirklich die reichsten Bewohner Schwedens zu wohnen!

Viele Teure Anwesen an den Wasserseiten der Inseln

Die Landschaft war wunderschön, zumal auch das Wasser sehr klar ist und sämtliche Inseln von Wald bewachsen sind. Am besten, ihr schaut Euch die Fotos an :-)


Stockholmer Stadttour
Am nächsten Tag besichtigten wir ein wenig die Stockholmer Innenstadt. Dazu gehörte natürlich der Wachwechsel am Schloss, eine Tour durch das Schloss und ein Trip durch die Altstadt.
Der Wachwechsel dauerte ziemlich lange und wurde natürlich publikumseffetiv mit Blaskapelle und Fahnenwechsel vollzogen. Das Schloss war für mich interessant, da es nicht wie jedes andere, nur für Besichtigungen zugänglich ist, sondern ja tatsächlich von der Königsfamilie benutzt wird. So waren die Teppiche beseite gerollt und die Spiegel blank geputzt. Man konnte ein wenig die königliche Atmosphäre spüren. In einem Raum wurde uns erzählt, das der König immer seine Geburtstagsgeschenke auspackt, in einem anderen sehr modern eingerichteten Raum wurden Staatsleute empfangen, auch den Saal für Zeremonien konnten wir sehen mit dem silbernen Thron. Im Keller waren die Kronen der Könige ausgestellt, sogar die aktuelle. Allerdings wird sie nicht mehr auf dem Kopf getragen sondern ist auf einem Tisch während der Zeremonie anwesend.

Auch das Zepter wird nicht mehr in der Hand getragen sondern liegt nebenan. Der aktuelle König Karl XVI. Gustav, der Vater von Kronprinzessin Viktoria, war der erste Monarch, der eine Krönung, wie sie früher üblich war, ablehnte und daraus eine etwas schlichtere Inthronisierung machte.


Sonntag, 2. September 2007

München Hoben & Semesterbeginn

Tja, die Uni hat hier in Linköping vor ungefähr einer Woche begonnen und die Freizeit wir dadurch leider etwas weniger, weshalb ich jetzt erst wieder dazu komme, meinen Blog zu aktualisieren.


München Hoben
Vor ungefähr zwei Wochen war die erste richtig große Party an der Uni. Ihr Name: "München Hoben". Leider konnte uns niemand richtig erklären, was "Hoben" bedeuten soll, aber offensichtlich ist das ein deutsches Wort und kommt von "heben"... Man kann sich also vorstellen, was es da gab. Richtig, Maßkrüge und damit auch literweise Bier (echtes Bier). Allerdings bekamen nur die ersten 1000 Leute einen Maßkrug, die anderen, wie wir, mussten ohne auskommen und das Bier in 0,4 l-Plastikbechern genießen.

Eigentlich hatten wir eine Megaparty erwartet, bei der so richtig viel Musik gespielt wird und es hoch her geht. Zumindest versprach uns das die Schlange beim Kartenverkauf, denn hier gilt das Motto: "Je länger die Schlange, desto besser die Party". Geschlagene 2h haben wir ein paar Tage zuvor für die Tickets angestanden, 70 SEK war der Eintritt wert. Als wir allerdings gegen 20h kamen, was für deutsche Verhältnisse früh und für schwedisch spät ist, spielte gerade eine sehr bekannte schwedische Band namens "Dixie Chicks". Mir und allen anderen Austauschstudenten war sie recht unbekannt, aber in Schweden sollen sie wohl die bekannteste Band sein. Schade nur, dass sie schon nach 30 min schon wieder aufhörten und damit die Aktionen auf der großen Bühne beendet waren. D.h. 20:30h waren die Live-Auftritte beendet und keine Musik mehr zu hören. Nur in zwei kleinen Zelten wurden Musik aufgelegt, wobei es in dem einen Zelt einen Hauch von Oktoberfest zu spüren gab, wenn man die Anzahl der zerbrochenen Bierbänke und Biertische betrachtet :-) Die Schweden haben sich alle Mühe gegeben, die Party mit Bier und anderem Alkohol lustig werden zu lassen!


Da es ansonsten recht langweilig wurde, da wir nicht so in der Stimmung waren, die fröhliche Stimmung durch literweise Bier hervorzurufen, fuhr ich mit ca. 10 anderen Deutschen wieder heim um dort eine "Après"-Party zu veranstalten, die mir weitaus besser gefiel.




Die Kleidung der Studenten ist bei solchen großen Parties, Kravaller genannt, etwas anders, als in Deutschland. Im Allgemeinen werden Overalls getragen, wie man sie von Bauleuten kennt. Jede Fachschaft hat ihre eigene Overallfarbe und ihr eigens Emblem, dass auf den Rücken des Overalls gedruckt wird. Damit man zeigen kann, auf wievielen Parties man schon dabei war, werden bei jeder Veranstaltung Aufnäher verkauft, die das Symbol dieser Party tragen. Diese werden dann auf den Overall genäht oder können sogar getauscht werden! :-) Zusätzlich wird im Normalfall der Name des Trägers irgendwo auf den Overall genäht, meistens mit Stoff auf das Bein genäht.
Da mein Korridor-Mitbewohner von der gleichen Fachschaft kommt, der ich hier angehöre, konnte ich seinen Overall für diesen Abend ausleihen, siehe Foto.



Semesterbeginn
Um die Kuriosität des Semesterbeginns gleich vollständig zu beschreiben, kann ich gleich hinzufügen, dass jede Fachschaft nicht nur eine eigene Overallfarbe hat, sonder diejenigen, die für die Erstsemester Veranstaltungen etc. organisieren, tragen Uniformen, die die unterschiedlichsten Formen haben. So laufen während der ersten zwei Wochen Leute als Köche herum, es kann sein, dass einem Drachen entgegenkommen oder Robin Hoods. Außerdem trifft man Römer und Juristen an. Alle marschieren im Gleichschritt durch die Gebäude, haben Bärte (wenn sie Männer sind :-) und tragen Sonnenbrillen. Ich habe sogar einen beobachtet, der während des Fahrradanschließens auf der Stelle marschiert ist und einer ist in Zivil beim Einkaufen zwischen den Gemüseregalen marschiert... Alles ein bisschen verrückt, aber auch lustig...



Damit die Erstsemester auffallen und evt. auch, damit sie sich schneller untereinander kennen lernen und ein Gruppengefühl entwickeln, müssen sie währen der ersten Woche Schilder um den Hals tragen, die eine studiengangspezifische Form haben und ihren Namen tragen. So laufen Studenten mit Schraubenschlüsseln (Maschinenbauer), Spritzen (Mediziner), Zungen (Logopäden) etc. herum. Dazu tragen sie farblich passende Tücher auf dem Kopf...