Das letzte "freie" Wochenende haben wir genutzt, um uns Stockholm und die Scheren anzusehen. Mit 12 Leuten und zwei Bussen fuhren wir also am Samstag früh (Start 5:45!!!) nach Stockholm. 9:30h sollte die Fähre in die Scheren ablegen, die wir auch mit Müh und Not gerade rechtzeitig erreichten. Da aber das Boot der Reederei leider nicht funktionierte, wurden wir auf der Hintour mit einem anderen gefahren, das dann auch wie eine Fähre an mehreren Stellen anhielt und Passagiere aufnahm bzw. abgab. So hatten wir das Glück, dass wir zwei Routen fahren konnten und somit mehr von dem Scherengebiet sehen konnten, als zunächst angenommen.
Auf der Hintour ging es also durch die größeren Gewässer. Da schönes Wetter war, konnten wir auf dem Boot obendrauf draußen sitzen und die wunderschöne Aussicht bei Sonne genießen.
In Sandhamn - der am weitesten entfernten Schereninsel - angekommen, führte uns die Guide zunächst ein wenig durch das kleine Dorf, bevor wir uns an den Strand legen konnten, um ein bisschen auszuruhen. Ich musste etwas Schlaf nachholen... Das inzwischen reparierte Boot sollte uns hier wieder abholen und durch die richtig engen Scherengebiete zurück nach Stockholm bringen.
Arbeiten und Wohnen auf Sandhamn
Sandhamn war früher eine Insel, auf der Fischer lebten, die mit Fischfang und Anbau von einigen Früchten ihren Unterhalt verdienten. Da es zu Beginn der Besiedlung noch keine großen und vor allem schnellen Schiffe gab, lebten sie recht abgeschnitten von der Welt. Als aber um 1850 herum die Dampfschiffe aufkamen, wollte die reichere Bevölkerungsschicht plötzlich zur Erholung hinaus auf die Inseln, die ihnen bis dahin unbekannt waren. So wurden die Scheren immer mehr belagert. Heute leben auf Sandhamn ca. 100 Leute ständig, tausende Besucher jährlich überfluten die Insel und bringen natürlich auch Geld auf die Insel. Vom Fischer früher über Lotsen sind die Leute heute eher bei Callcentern o.ä. beschäftigt, damit sie weiterhin arbeiten können. Ruft man z.B. bei der Feuerwehr an, so kann es sein, dass man auf Sandhamn landet. Da die Lotsen heute durch Navigationsgeräte nicht mehr so stark gefragt sind, wohnen sie auf dem Festland und stehen abrufbereit da. Werden sie gebraucht, dann holt sie ein Boot ab und fährt sie zu dem entsprechenden Schiff.
Bis dieses Jahr gab es eine eigene Schule für die Kinder von Sandhamn. Da aber die Eltern beschlossen habe, die Kinder besser in größeren Klassen aufwachsen zu lassen, müssen sie jetzt jeden Tag zu einer anderen Insel fahren und dort die Schule besuchen. Sobald sie auf dem Gymnasium sind, wohnen sie wochentags in Stockholm in einem Internat und besuchen nur am Wochenende ihre Familien.
Das Wohnen auf den Inseln ist immer teurer geworden. Da es in Schweden bis jetzt ein Gesetz gibt, nach dem die Grundstückssteuer entsprechend des aktuellen Wertes berechnet wird, wurden die Bewohner mehr oder weniger aus Sandhamn vertrieben und durch reiche Familien ersetzt. Denn wer ein Grundstück auf einer dieser Inseln besitzt, aber kein Geld hat, die nun hohe Steuer zu bezahlen, der muss verkaufen und auf das Festland ziehen. Die Preise für ein inzwischen fast 200 Jahre altes Holzhaus belaufen sich auf 5.000.000 SEK und mehr.
Der Einfluss der Eiszeit
Über die Scheren allgemein ist auch interessant zu wissen, dass sie immer noch wachsen. Während der Eiszeit lag kilometerdickes Eis auf Norwegen, Schweden, Finnland usw. Durch diese Massen wurde das Land heruntergedrückt. Nachdem die Eiszeit verschwunden war, begann sich also das Land wieder zu heben. Dieser Prozess ist immer noch nicht abgeschlossen, 30 cm pro 100 Jahre hebt sich das Land weiterhin, weshalb immer mehr Land im Scherengebiet auftaucht und auch neue Inseln entstehen können. Damit verengen sich auch die Wasserstraßen zwischen den einzelnen Inseln. Sandhamn ist mit 5000 Jahren die jünste Insel unter den Scheren.
Scherentour
Auf unserem Rückweg von Sandhamn nach Stockholm fuhren wir also tatsächlich durch die engen Wasserstraßen in den Scheren. Die extrem flachste Stelle war nur 1,20m tief! Die Tour ging entlang von Wäldern und sehr vielen teuren Anwesen. Dort hat jeder mind. eine Yacht und ein Schnellboot, d.h. überall gibt es eigene Anlegestege. Außerdem sahen wir oft eigene Tennisplätze oder Swimmingpools. Hier scheinen wirklich die reichsten Bewohner Schwedens zu wohnen!
Stockholmer Stadttour
Am nächsten Tag besichtigten wir ein wenig die Stockholmer Innenstadt. Dazu gehörte natürlich der Wachwechsel am Schloss, eine Tour durch das Schloss und ein Trip durch die Altstadt.
Der Wachwechsel dauerte ziemlich lange und wurde natürlich publikumseffetiv mit Blaskapelle und Fahnenwechsel vollzogen. Das Schloss war für mich interessant, da es nicht wie jedes andere, nur für Besichtigungen zugänglich ist, sondern ja tatsächlich von der Königsfamilie benutzt wird. So waren die Teppiche beseite gerollt und die Spiegel blank geputzt. Man konnte ein wenig die königliche Atmosphäre spüren. In einem Raum wurde uns erzählt, das der König immer seine Geburtstagsgeschenke auspackt, in einem anderen sehr modern eingerichteten Raum wurden Staatsleute empfangen, auch den Saal für Zeremonien konnten wir sehen mit dem silbernen Thron. Im Keller waren die Kronen der Könige ausgestellt, sogar die aktuelle. Allerdings wird sie nicht mehr auf dem Kopf getragen sondern ist auf einem Tisch während der Zeremonie anwesend.
Auch das Zepter wird nicht mehr in der Hand getragen sondern liegt nebenan. Der aktuelle König Karl XVI. Gustav, der Vater von Kronprinzessin Viktoria, war der erste Monarch, der eine Krönung, wie sie früher üblich war, ablehnte und daraus eine etwas schlichtere Inthronisierung machte.