Fünf eiskalte aber erlebnisreiche Tage liegen hinter mir. Zusammen mit neun anderen Deutschen durfte ich die wunderschöne Natur im Lappland erleben. Mit dabei waren Gesa, Janina, Steffi, Dominik, Tobi, Wende, Boris, Benni und Simon. Der Organisationsaufwand hat sich gelohnt!
Per Bus, Bahn und Flugzeug ging es hinauf in den hohen Norden Schwedens. Trotz Startverzögerung des Flugzeugs auf Grund von Gepäcksuche und einem wiederholten Aussteigen unsererseits zur Gepäckszuordnung, kamen wir noch bei Tageslicht in Kiruna an: -15°C. Erstaunlicherweise war es bis 16 Uhr hell, obwohl die Sonne schon kurz nach zwei untergeht. So standen uns fünf doch relativ lange Tage bevor.
Kiruna
Mit dem Taxi ging es zum Hostel in Kiruna downtown... okay, so groß ist die Stadt dann doch nicht mit knapp 20.000 Einwohnern - allerdings groß genug, um eins der Taxis zum falschen Hostel zu schicken und die Insassen bei eisigen Temperaturen quer durch die Stadt zu Fuß laufen zu lassen. Gut, dass ich wusste, wohin wir fahren mussten :)
Hundeschlittentour, Sami und herrliche Schneelandschaften
Die Tour bei Henrik Taube sollte 1,5 Tage dauern und umfasste Vollpension in einer Lapplandhütte aus Holz und Gras. Mit Hundschlitten und Motorschlitten ging es entlang eines Tracks durch die schneeweiße wunderschöne Landschaft. Jeder von uns durfte die Hunde führen und seinen eigenen Schlitten lenken. Trotz der Geräusche und Abgase der Motorschlitten war es ein unbeschreibliches Gefühl auf dem Schlitten zu stehen und die Hunde laufen zu lassen. Dazu kam klarer Himmel und trockene Luft bei -10°C.
Die Hütten standen geschützt im Wald am Seeufer, der uns als Wasserquelle diente und für so manches Erlebniss gut war. So soll unser Hundeführer am Vortag beim Füttern eines Schwans eingebrochen sein. Später am Abend folgte Petter, einer der Campbetreuer, dem Beispiel. Allerdings versenkte er den kompletten Motorschlitten samt Anhänger. Nur mit vereinten Kräften konnten wir das Gefährt vor dem vollständigen Ertrinken retten, woraufhin Petter, der Same mit dem geschickten Händchen ("I am an idot") seinen Kummer in Alkohl ertrank.
Verpflegt wurden wir von den Samis mit den verschiedensten Varianten von Rentierfleisch. Enttäuschenderweise schmeckt es gar nicht so viel anders als Rindfleisch. Für die Wärme in den Hütten mussten wir allerdings selber Holzspalten, was bei unseren asiatischen Kollegen einige Schwierigkeiten hervorrief und zu unserer Erheiterung beitrug... Glücklicherweise hatte ich das über die Weihnachtsferien daheim zu Genüge üben können um mich nicht zu blamieren :)
Kiruna |
Schwedisches Holzhaus in Camp Alta
Die zwei folgenden Nächte verbrachten wir in einem typischen schwedischen Holzhaus mit knapp 130qm - genügen Platz also für uns alle um uns frei bewegen zu können. Der See nebenan war gefroren und tief mit Schnee bedeckt, so dass wir uns nachts häufig dorthin verirrten auf der Suche nach Nordlichtern. Aber statt die Polarlichter zu sehen lernte ich einiges über die Sterne und ihre Bilder dank Gesas Wissen.
Kungsleden
Während die eine Gruppe sich mit Motorschlitten in der unberührten Natur am nächsten Tag einen Traum erfüllte, machte die andere Gruppe mit mir eine Wanderung auf dem berühmten Kungsleden 90km westlich von Kiruna von Abisko aus. Die verschneite Landschaft in der Stille zu genießen war wieder einmal ein wunderbares Erlebnis. Weit und breit kein Haus, nur hohe beschneite Berge in Richtung norwegische Grenze, vereiste Bäume und das Knirschen des tiefen Schnee unter den Füßen - ein wunderbares Erlebnis!
Snowfestival
Bei unserer Ankunft in Kiruna war das Snowfestival eröffnet und wir konnten nur die roh behauenen Schnee-Eisblöcke begutachten. Doch inzwischen waren die Arbeiten abgeschlossen. Verschiedenste Motive waren in den Schnee gemeißelt worden: übereinandergefallene Dominosteine, ein schlafender Steinbock, ein Mädchenkopf durch ein Schlüsselloch schauend oder ein Emmenthaler Käse mit Maus. Erstaunlich, was man innerhalb von drei Tagen aus einem 10m3 Eisblock so alles zaubern kann. Die Vollendung solcher Kunst sollten wir allerdings am nächsten Tag im berühmten Eishotel außerhalb Kirunas erleben.
Feuerzangenbowle
Zum Abschluss unserer Tour gab es am letzten Abend ein Zimmerfeuerwerk dank Rum und Zuckerhut. Mit viel Phantasie hätten auch das die Nordlichter sein können, die wir suchten... Aber trotz der Feuerzangenbowle und der "Mütze" fanden sich später wieder keine Lichter am klaren Himmel. Nur zum Abschluss am nächsten Abend auf der Startbahn konnte ich noch einen Blick auf das Naturschauspiel aus dem Flugzeug erhaschen... Vielleicht sollte ich doch noch einmal wiederkommen?
Icehotel
Ein Muss für jeden Besucher in der nördlichsten Stadt Schwedens ist ein Blick in das berühmte Icehotel in Jukkasjärvi. Der Eintritt von sage und schreibe 250 SEK (ungefähr 26€) war es trotz allen Mutmaßungen auf jeden Fall wert. Komplett aus Eis und Schnee gebaut beherbert es täglich hunderte Gäste bei einer Innentemperatur von -5°C. Rentierfelle und Schlafsäcke sollen vor dem Erfrieren schützen. Tagsüber besuchen zig tausende Leute die Ausstellung wie wir es taten. Aus dem Flusseis, das im Frühjahr aus dem Fluss geschnitten und über den Sommer in Kühlhallen gelagert wird, werden innerhalb von zwei Wochen Jahr für Jahr Figuren und Raummotive von verschiedenen Künstlern gemeißelt. Bis zu 600 € kosten die Übernachtungen... allerdings steht morgens eine typisch schwedische Sauna zur Verfügung um sämtlich Erfrierungen wieder aufzutauen.
Nach Flug und langer Busfahrt kamen wir spät in der Nacht wieder in der Wärme von Linköping an, wo uns zu unserer Überraschung auch Schnee erwartete.