Sonntag, 15. Juni 2008

Gotlandtrip

Für ungefähr eine Woche war ich mit Gesa, Janina, Christian, Jörg und Andreas auf Gotland unterwegs. Das ist eine große schwedische Insel an der Ostküste Schwedens. Während dieser Zeit hatten wir super Wetter, viel Meer und vor allem Ruhe von der Uni.

Auf insgesamt drei unterschiedlichen Plätzen zelteten wir die 7 Tage. Netterweise gab es auf - fast - allen Campingplätzen Fernseher. Aber eben auf nur fast allen Plätzen. In F°arö, einer Insel im Norden Gotlands, waren wir am Ende der Welt. Nicht eine einzige Gaststätte hatte offen. Nur durch die Hinterscheibe eines Wohnwagens konnten wir den Stand des Schwedenspiels erfahren. Dagegen konnten wir das erste Deutschlandspiel sogar auf Beamergröße verfolgen. Was für ein Luxus!

Da wir noch vor der Urlaubszeit unterwegs waren, gab es so gut wie keine anderen Camper auf den Zeltplätzen, so dass wir meistens die Küchen und die Sitzplätze... manchmal auch die Mücken... für uns alleine hatten.

Gotlandtrip


Visby war eine sehr schöne Stadt. Sie gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe mit sehr vielen Ruinen und kleinen Gassen, umgeben von einer wunderschönen Stadtmauer.
Auf der Stora Karlsö - eine kleine Insel westlich von Gotland - konnten wir einen Tag in einem Naturschutzgebiet entspannen bei strahlender Sonne und in ruhiger Gegend, gefolgt von einem Sonnenbad auf weißem Sand.
In F°arö könnten wir ebenfalls nette Tage verbringen. Dort befanden sich die größten Sandsteintürme am Meer, mit einer Höhe von bis zu 8m... fantastisch der Anblick.

Auf der Rückfahrt konnten wir noch kurz in Drottningholm vorbei schauen, dem Sitz der schwedischen Köngisfamilie in dem Außenbezirk in Stockholm.

Die 7 Tage auf Gotland haben sich auf alle Fälle gelohnt und waren fast noch nicht ausreichend. Die Insel ist jedem zu empfehlen, der einen Urlaub in Natur bevorzugt.

Abschiedsparties

Nach fast einem Jahr geht die Zeit langsam in Schweden dem Ende entgegen. Und die Zeit des Abschieds ist gekommen. Immer mehr und mehr Studenten reisen ab und unsere Wohngegend Ryd leert sich. Deshalb war die letzte Woche im Mai mit einigen Parties versehen.

So waren viele Austauschstudenten noch einmal in der Studentendisco "HG" und wir besuchten ein letzten Mal die Disco "Plato" in der Stadt unter dem Motto "House and White". Gut, dass ich ein rotes Top angezogen hatte... Von Simon wurden wir zum Abschied noch einmal zum Essen eingeladen.

Plato


Die letzte große Party wurde an der Uni "Sommar-X" veranstaltet, bei der wir feststellen mussten, dass es nachts wirklich nicht mehr dunkel wird und immer ein heller Streif am Himmel bleibt. Da bei unserer Ankunft noch nicht so viel los war, machten wir einen Abstecher in die Fachschaft der Maschinenbauer. Lustigerweise trafen wir dort eine Gruppe Schweden, mit der wir den ganzen Abend versuchten, auf schwedisch zu kommunizieren. Der richtig Abschluss von zwei Semestern an einer schwedischen Uni!

SommarX


In meinem Korridor gab es zum Abschluss mit (fast) allen meinen Mitbewohnern noch ein "Farewell Dinner", da nicht nur ich, sondern auch ein Spanier und eine Schwedin nicht mehr in den Korridor zurück kommen werden.

Korridordinner


Wie schnell doch die Zeit vorbei geflogen ist...

Stuttgart

Nach nun mehr 5 Monaten konnte ich meine Diplomarbeit in Linköping unter dem Namen "Calcium Ion Regulation in Smooth Muscle Cells" beenden. Nach einem Vortrag vor ein paar Mitarbeitern der Mechanikabteilung und ein paar tapferen Austauschstudenten, musste ich diese Präsentation noch einmal vor dem ISYS in Stuttgart wiederholen. Dafür flog ich für knapp 4 Tage nach Stuttgart, um hinterher noch ein bisschen Zeit für Reisen durch Schweden zu haben.

Überraschenderweise traf ich meine Mutter in Stuttgart, mit der ich ein bisschen durch die Stadt schlendern konnte. Am Abend nach meinem Vortrag hatten noch drei Komilitonen Zeit, mit mir ein bisschen durch die Stadt zu wandern. Endlich konnte ich auch dem Fernsehturm einen Besuch abstatten und in aller Öffentlichkeit Alkohol trinken. Wie das doch so anders ist in Schweden!

Stuttgart


Da ich genug Platz hatte auf dem Rückflug, wurden zum letzten Mal so viel wie möglich deutsche Produkte nach Schweden importiert: Maultaschen, ordentliches Brot und natürlich Wein, Wein, und ... :-)

Und nun: endlich frei! Viel Zeit zum Reisen! Ist das wunderbar!

Sonntag, 11. Mai 2008

Valborg - Walpurgisnacht!

Linköping aus einer ganz anderen Perspektive
Eigentlich dachte ich immer, die Walpurgisnacht wird nur in Deutschland auf dem Brocken gefeiert, wo Feuer überall im Harz brennen und angeblich Hexen darum tanzen auf dem "Hexentanzplatz". Aber nein, die Schweden feiern auch in den 1. Mai hinein das Walpugisfest. Doch voller Enttäuschung musste ich feststellen, dass die so groß angekündigten Feuer nicht größer als ein kleines Lagerfeuer waren, um dass sich die Leute herumscharrten.
Anlässlich der Feuer hatten Studenten ein Valborgsflygning organisiert, ein Rundflug über Linköping mit kleinen Sportmaschinen. Was war das für ein Spaß! Obwohl die Tage zuvor das Wetter stabil sonnig und windstill war, wehte genau an diesem Abend eine doch kräftige Böe, die so manche Luftlöcher entstehen ließ. Gottseidank hatte ich allerdings in meinem Flugzeug einen Piloten, der größere Maschinen als diese kleinen Fliege wollte und uns auch sicher wieder auf den Boden zurückbrachte. Eine sehr nette Überraschung für mich war, als er plötzlich das Steuer losließ um mich fliegen zu lassen. Ich durfte nämlich vorne sitzten in der Vier-Mann Maschine. Nach dem anfänglichen Schreck, dass ich das ganze jetzt lenken musste, schaffte ich es dennoch die Maschine in der Höhe zu lassen und eine kleine Schleife über dem Roxen zu fliegen, der See neben Linköping. Eigentlich ist es gar nicht so schwer, so ein Flugzeug zu steuern ... zumindest wenn ein Pilot daneben sitzt und aufpasst :-)

Linköping von oben


Mit einer Runde über unser Wohnheim und die Uni ging es sehr rasch wieder zum "großen" Zivilflughafen zurück. Der militärische direkt neben dem Wohnheim ist mehr als doppelt so groß, obwohl Saab seine Düsenjets am anderen Flughafen baut. Wir wurden auch promt aufgefordert, keine Fotos vom Firmengelände zu machen - es waren eigentlich nicht mehr als die hohe Mauer und ein paar Dächer zu sehen - oder sie dann nicht online zu stellen. Es gab schon Ärger...

Nach abschließenden Grillen ging es erst an eins der Feuer und dann auf den "Akuten", natürlich wieder ein Kravall auf dem Uni-Gelände, wo wir alle mit Overalls antraten.


Drachenbootrennen
Zusätzlich zu dem Kravall veranstaltete das Organisationsteam ein Drachenbootrennen. Unser (fast) deutsches Team "Flying Dragons" war natürlich auch mit von der Partie. Auf dem Kinda-Kanal, der quer durch die Stadt fließt, wurde das Rennen ausgetragen mit dem kleinen Problem, dass keiner von uns vorher die Chance hatte, in irgendeiner Weise zu üben. Bei unserem Qualifikationsrennen ging es natürlich darauf hin total chaotisch zu. Nein, nicht nur einmal landeten wir fast im Ufergebüsch. Alle paddelten kreuz und quer, die Trommel war totaler Unsinn, und das Steuer lief auch total falsch. Glücklicherweise war das Wetter warm und trocken, so war die Nässe für uns nicht das Problem. Und: andere waren netterweise noch unorganisierter ...

Flying Dragons


Nach den anfänglichen Problemen konnten wir uns dennoch von Rennen zu Rennen steigern, ein richtiges Wettkampfteam eben :-) Zum Schluss besiegten wir sogar die, vom Äußeren zu urteilen, stärkste Mannschaft mit 10 gestählten schwedischen Studenten, was für ein Sieg! Fotofinish! Und dass wir 4. von 6 Mannschaften wurden, hätten wir nach dem ersten Rennen ganz bestimmt nicht gedacht. Sind wir vielleicht wirklich "Flying Dragons"?

Sittning
Der Abschluss des Tage fand bei einem Sittning statt, an dem alle vom Drachenbootrennen teilnahmen. Durch so eine Art Unterhaltungsparkur ging es zu einer Holzhütte im Wald, wo wir noch ein bisschen verpflegt wurden, bevor die schwedische Discomusik uns dann doch wieder Richtung Wohnheim vertrieb. Wenn ich eins weiß, was ich in Deutschland nicht vermissen werden, dann ist das die Technomukke... an die man sich nach einem Jahr zumindest halbwegs gewöhnt hat. Den Rest erzählen die Fotos :-)

Sittning

Silke in Linköping

Besuch aus Stuttgart in Schweden! Einmalig! Silke kam für zwei Tage mal kurz nach Linköping, da sie auf der Durchreise von Göteborg nach Stockholm war. Die knapp zwei Tage verbrachten wir damit, Linköping zu Fuß unsicher zu machen - ich wusste gar nicht, wie weit die Stadt von unserem Wohnheim weg sein kann. Mittwoch waren wir in Flamman zum Jazzabend, wobei wir zu spät waren um einen der bekannten Hamburger zu erwischen, die mittwochs immer hunderte von Studenten anlockt und zeitweise sogar schon vor Öffnung der Kneipe anstehen lässt. Am Donnerstag gab es ein gemütliches Kochen mit anderen Deutschen aus Linköping und Freitag morgen war der Aufenthalt auch leider schon wieder vorbei. Na, wie schade, dass die Zeit so schnell vergeht. Aber ein Stuttgarter Gesicht hier zu sehen, war sehr schön!

Silke in Linköping

DömD - Gerichtet!

Einer der typischen Kravaller stand mal wieder an. Zusammen mit Andi, Dominika und Nik stellten wir ein Team für den dazugehörigen Wettkampf. In diesem Fall war es ein Dart-Wettkampf. Gut, dass wir alle nicht wirklich eine Ahnung davon hatten, wie man zielt, wirft und dann auch trifft...

Doch nach drei Trainingstagen hatten wir dann allerdings Hoffnung, zumindest nicht gleich nach dem ersten Spiel fertig zu sein. Nein, wir schafften es tatsächlich in die zweite Runde... aber auch nur, weil die Gegner aus der ersten offensichtlich vom Tag vorher noch zu betrunken waren um rechtzeitig am Spielfeld aufzukreuzen... Bei einem Wettkampfstart Samstags morgens um 10:00 Uhr auch eigentlich völlig nachvollziehbar. Wir vertrieben uns derweil die Zeit mit Dominikas 5-Liter Kanister Wein... verbotenerweise, denn Alkohol darf bei solchen Veranstaltungen eigentlich überhaupt nicht selbst mitgebracht werden. Naja...

Dömd


Zu dem ganzen Kravallpaket gehörte ein Kravall am Donnerstag, eine Teamchallange am Freitag Abend - die eigentlich eine Tour durch Unigelände mit diversen Trinkspielen war - und eine Afterparty am Samstag Abend, wobei wir zwischendurch das feine Sittning mit 3-Gänge-Menü und einem bekannten schwedischen Comedien ausließen... ersetzt durch gemeinsames Lasagnekochen bei Andi und natürlich viel Bier, Wein und was es sonst noch so zufinden war. Im Großen und Ganzen war es eine anstrengende Zeit, aber auch lustig, alles mitzumachen, was so zu einem Kravall dazugehört...

Sonntag, 6. April 2008

Tanz der Kraniche

Ein Wochenende voller Erlebnisse liegt hinter mir. Von A wie Automiete bis Z wie Zugvögel habe ich alles erlebt.

Vadstena
Am Freitag ging es nach Vadstena an den Vättern - einer der größten Seen Schwedens in der Nähe von Linköping - umgeben von mehreren Naturschutzgebieten. Da die Saison noch nicht angebrochen ist, konnten wir diverse Gebäude nur von außen betrachten, aber das Wasserschloss war wunderschön anzusehen, genauso wie die kleinen Gassen im Zentrum und das älteste Rathaus Schwedens.
Eine Wanderung auf den Omberg, eine der höchsten Erhebungen in der Umgebung Vadstenas ließ uns einen Blick auf die wunderbare noch etwas verschneite Gegend werfen. Es war noch etwas zu früh für eine grüne Landschaft, doch kleine Krokusse erfreuten uns dennoch am Wegesrand.

Vadstena


Örebro
Die knapp 150km entfernte Stadt Örebro erwartete uns am Samstag. Dort sahen wir erneut ein wunderbares Wasserschloss mitten in der Stadt. Das Rathaus verbarg ein besonderes Glockenspiel, dass pünktlich 5 Minuten nach 12:00 seine Figuren auf einer Schiene laufen ließ. Vom Vikinger bis zur modernen Frau waren wichtige Personen Schwedens zu sehen. Leider war auch hier noch nicht der Frühling angebrochen, weshalb der offensichtlich sonst farbenfrohe Park noch etwas grau war. Walköping ähnelte sehr der Altstadt Linköpings (Gamla Linköping) mit seinen zusammengestellten alten Häusern.
Mit Katrineholm besuchten wir auf der Rückfahrt eine der langweiligsten Städte Schwedens mit dem Witz, dass ich hinterher nicht mehr wusste, warum ich dahin fahren wollte. Na, immerhin gab es eine Kirche, die sehenswert war.

Örebro


Hornborga sjö
Pünktlich zu Frühlingsanfang kommen auch die ersten Vögel aus ihren Winterquartieren wieder zurück zu ihren Brutplätzen. So sind während den Monaten März und April auch viele Kraniche von Spanien aus auf dem Weg in die nördlichesten Gebiete Schwedens. Ein inzwischen allgemein bekannter Rastplatz ist der Homborga Sjö, direkt zwischen den zwei großen Seen Vänern und Vättern gelegen. Bis zu 13.000 Kraniche werden hier in der "Hochsaison" gezählt. So machten wir uns am Sonntag auf, um dieses Spektakel mit eigenen Augen zu sehen. Und wir hatten Glück. 12.300 stand auf der Anzeigetafel! Man mag es kaum glauben, aber abends stehen tatsächlich täglich Leute auf kleinen Hügeln und zählen die zu ihren Schlafplätzen fliegenden Vögel. Es war ein Erlebnis, so viele Kraniche, gemischt mit Schwänen, Gänsen und Enten aller Art auf einen Platz zu sehen. Wobei ich nicht ganz sicher bin, ob nicht die Zaungäste die Zahl der Kraniche übertroffen hat. Mit großen Stativen und teuersten Objektiven standen Vogelfans an der Absperrung und versuchten den perfekten Moment abzupassen. Lustig waren vor allem die Landeanflüge der Vögel: mit hängenden Flügeln und Beinen baumelten sie im Wind um leicht auf dem Boden zu landen. Einfach herrlich!

Hornborgas

Wusstest Du:
... dass Kraniche 4-7 Kilogramm schwer werden können und eine Flügelspannweite von bis zu 2,50m erreichen können? Mit bis zu 70km/h legen sie weite Strecken zurück um von ihren Winterquartieren ihre Brutplätze zu erreichen und in die andere Richtung. Dabei ist ihre letzte Raststätte vor dem Hornborgasjö die Insel Rügen.
Um die Tiere zu verpflegen werden täglich auf den südlichen Wiesen um den See 1-3 Tonnen Gerste verstreut. Früher waren hier Kartoffeläcker für die Schnapsbrennerei der naheliegenden Schlösser, die nach Schließung der Brennereien zunächst künstlich Kartoffeln ausgelegt. Laut Naturzentrum kommen jährlich bis zu 150.000 Besucher um das Spektakel im Frühjahr live mitzuerleben.

Sonntag, 23. März 2008

Party, Party und... Ostern ohne Osterhasen

Party
Wie kann doch das Studentenleben anstrengend sein. Eine Party nach der anderen. Aber halt: noch genau 9 Monate und das freie Leben ist vorbei. Also auf zu den Parties und nicht mehr abschrecken lassen von den Folgen :) und die Diplomarbeit schreibt sich zur Not auch nebenbei... zumindest fast.

Wie immer gibt es auch im Frühjahrssemester "Kravaller", die wir besucht haben, zudem jede Menge Korridorparties mit den unterschiedlichsten Themen.

Die erste Korridorparty fand bei Simon statt. Natürlich waren die üblichen Verdächtigen da und noch viel mehr Schweden....

Simon Korridorparty


Danach eine Korridorparty bei Dominika mit dem Motto "2070". Interessant, dass doch tatsächlich fast jeder glaubt, man würde im Jahre 2070 mit Alufolie auf dem Kopf herum rennen...

Korridorparty 2070


Und zum Abschluss des ersten Teils des Semester und nach der Prüfungszeit ein wirklich ansprechender Kravall "Goldfever" mit 70er Jahre Outfit. Statt des üblichen Overalls waren also riesige schwarzgelockte Perücken und Schlaghosen vertreten und es wurde tatsächlich auch 70er Jahre Musik mit Abba und Co. gespielt, wenn auch wiederwillig... verstehe der, wer das will.

Goldfever


Weiße Ostern statt weiße Weihnacht
Ähnlich wie das Weihnachtsfest wird auch Ostern bei weitem nicht so übertrieben gefeiert wie vergleichsweise in Deutschland. Spricht man nicht gerade mit der Familie zu Hause, dann vergisst man ziemlich schnell, das Ostern vor der Tür steht. Keine Ostereier draußen in den Vorgärten an den Bäumen, keine tausende von Schokoladenosterhasen in den Geschäften genauso wenig wie die schon fertig gefärbten Ostereier, die es in Deutschland ja eigentlich schon kurz nach Weihnachten zu kaufen gibt. Außerdem haben die Geschäfte wie immer bis 21h geöffnet, also keine Feiertage, die einen daran erinnern, dass doch eigentlich Ostern vor der Tür steht. Nur die Uni ist während der Zeit geschlossen. Die Studenten haben sowieso eine eine Woche frei, bis es in den zweiten Teil des Semester geht.

Wir haben ein bisschen Ostern gefeiert - mit Schnee und bunten Ostereiern. Zwar war es die Wochen vorher schon einmal bis zu 10°C warm gewesen, doch inzwischen scheint noch einmal kurz der Winter die Macht zurück ergriffen zu haben, zumindest für kurze Zeit. Sonne und verschneite Gegend bei Temperaturen um -5°C sind auch herrlich!


Samstag, 1. März 2008

Warum kontraktieren Muskeln?

Wenn sich einige von Euch schon gefragt haben, womit ich mir eigentlich in Linköping die Zeit vertreiben, hier ein kurzer Abriss von dem, was mich momentan (neben den Freizeitaktivitäten) beschäftigt.

Seit Mitte Januar schreibe ich meine Diplomarbeit hier in Schweden. Wie schon in der Studienarbeit ist das Thema aus dem Gebiet der Systembiologie. Zwar geht es auch schon wieder um Kalziumkonzentrationen, doch nicht zur Blutdruckregulation sondern zur Aktivierung der Muskelnzellen. Der Grund, warum ich mich schon wieder mit Kalziumkonzentrationen beschäftigen muss, ist der, dass es die zuverlässigsten Messungen sind, die es aus der Zellebene in Bezug auf Konzentrationen gibt.

(wikipedia)


In der untersten Ebene des Muskelaufbaus gibt es Myosin und Aktinfäden, wie man im Bild darüber in der linken unteren Ecke sehen kann. Nur, wenn sie sich gegeneinander verschieben, kontraktiert der Muskel. Damit genau das passiert, muss sowohl bei Skelettmuskeln (siehe Bild) als auch bei glatten Muskeln (smooth muscles) ein Spannungsimpuls auf die Zellen gegeben werden. Dieser erzeugt einen Zufluss von Kalzium in die Zelle und resultiert in einem mechanischen Gegeneinanderverschieben von Aktin und Myosin.

"Calcium ion regulation in smooth muscle cells"
Glatte Muskeln kommen in allen Organen und Arterien vor. Damit der Blutdruck weitestgehend konstant gehalten wird, können sich Arterien zusammenziehen oder dehnen. Ein Modell zur Simulation des Potential abhängigen Verhaltens existiert schon. Meine Aufgabe für die Diplomarbeit ist es nun, die Dehnung der glatten Muskeln als zusätzlichen Eingang in das Modell einzuarbeiten. Zur Modellierung stehen mir Messdaten zur Verfügung und Ansätze verschiedener Autoren, womit ich hoffentlich bald zu einer möglichen Lösung kommen werde....

Mittwoch, 20. Februar 2008

"We are the champions..."



Als wir uns im Oktober darauf einigten, nach Östersund zur Biathlon WM zu fahren, wusste wir noch nicht, auf was für ein Abendteuer wir uns da eingelassen hatten. Mit von der Partie waren mal wieder (langweilig :) ) nur Deutsche: Simon, Gesa, Janina, Dominika und Benni.

Abfahrt am Freitag - glücklicherweise war da gerade Ruhetag bei der WM - 11h ... Ankunft in Are 21h. Für ganze 159 SEK war das Preis-Leistungs-Verhältnis im Vergleich zur Deutschen Bahn hervoragend. 10h Zugfahrt für knapp 16€ und dazu auch noch pünktlich. Perfekt!



W wie wunderbar
An zweiten Wochenende der WM standen insgesamt vier Wettkämpfe an. Am Samstag wurde das Staffelrennen der Herren und der Massenstart der Damen ausgetragen, am Sonntag jagten die Herren sich im Massenstart und die Damen schlossen die Weltmeisterschaften mit der Staffel.

Die Herren waren mit mehr Glück als Verstand erfolgreich und holten sich mit Sage und Schreibe 0.4 sek Vorsprung Bronze in der Staffel vor den Österreichern dank eines sehr beherzten Schlussspurtes von Michael Greis. Mit einer Schussbilanz von 12 Nachladern und 2 Strafrunden bei insgesamt 40 Schuss eine wahre Meisterleistung. Genauso knapp und doch sicher holte sich Magdalena Neuner ihr fünftes WM-Gold im Massenstart. Locker und leicht schloss die deutsche Damenstaffel die WM mit einer fünften Goldmedaille für die Biathleten ab.
So hatten wir das Glück, gleich zwei Mal die deutsche Nationalhymne lauthals mitgrölen zu dürfen. Bei knapp 50% norwegischen Zuschauern doch etwas einsam. Aber egal, die Deutschen waren wieder einmal die Besten!



M wie merkwürdig
Mit Glück konnten wir auf der Tribüne einen Platz ganz am Rand ergattern, bei dem wir auch noch Sicht auf eine Zeitmessung vor dem Stadion hatten. Dort wurden die Schier vor dem Start unentwegt getestet. Welcher Schi läuft schneller? Vielleicht doch den linken mit dem rechten des anderen tauschen? So konnten wir auch Magdalena Neuner, Kathi Wilhelm, Andrea Henkel und Martina Glagow bei ihren Vorbereitungen beobachten. Am Sonntag schien die Andrea fast anzufangen zu weinen... wir waren uns nicht sicher, was los war, da sie ein Trainer trösten musste. Aber hinterher war uns einiges klar: Dopinggerüchte! Von denen haben wir glücklicherweise nicht so viel mitbekommen, so dass die Tage für uns keinen Nachgeschmack bekamen. Aber komisch ist die ganze Angelegenheit schon. Naja, warten wir ab, was passiert. Die Hoffnung habe ich noch nicht aufgegeben.

Östersund


Stars hautnah
Da wir am Sonntag ewig viel Zeit hatten, bevor uns ein Nachtzug direkt von Östersund nach Linköping bringen sollte, bummelten wir noch durch die Stadt und nahmen "kleinere" Souveniere für die Zimmerwand mit. Auf der Suche nach einer Pizzaria kamen wir zufällig am deutschen Hotel vorbei. Und, wer lief uns da über den Weg? Magdalena Neuner war leider zu müde für ein Gruppenfoto, aber Kathi Wilhelm war so nett, kurz in die Kamera zu lächeln. Was für ein Glück für uns! Am Vormittag hatten wir schon auf dem Weg zum Stadion fast Martina Glagow und Andrea Henkel umgerannt, als sie am Morgen zum Lockern ein paar Runden um das Hotel liefen.
Nach der Medaillenzeremonie am Samstag Abend waren die Athleten ebenfalls hinter der Tribüne "frei" herumgelaufen und hatten Autogramme gegeben - so bekamen Gesa und Dominika die heiß ersehnte Unterschrift von Michael Greis!
Weit weg von Deutschland in der Einsamkeit trifft man also doch tatsächlich die Stars ohne viel Menschenauflauf und mal eben so in der Stadt...

Wer lesen kann ist im Vorteil
Zu sechst waren wir uns sicher, dass wir den Zug am Sonntag um 22h nehmen mussten um wieder heim zu fahren. Nachdem wir uns also die Zeit in Östersund totgeschlagen hatten und kurz nach 21h am Bahnhof ankamen, der große Schreck: Unser Zug stand nicht auf der Anzeigetafel! Was war los? Der Ausdruck auf unseren Tickets war so schlecht, dass wir aus der 1 gedanklich eine 2 gemacht hatten und nun feststellen mussen, dass unser Zug leider schon auf der Reise war. Im Schweiße seines Angesichts konnte uns aber der Herr am Schalter noch Plätze im letzten Nachtzug nach Stockholm organisieren, wobei zwei von uns in der 1. Klasse unterkamen. Dazu die Weiterreise von Stockholm nach Linköping im Tierabteil. Sehr lustig!
Wenn ich da noch mal auf den Vergleich mit der Deutschen Bahn zurückkommen kann: Da es offensichtlich unser Fehler war, hätten wir in Deutschland noch mal mind. 100€ für die neue Fahrt zahlen müssen, aber hier in Schweden bekamen wir alles umsonst. Wunderbar! So muss es sein... auch wenn wir Studierte sind ;)
So kamen wir mit 3 Stunden Verspätung am nächsten Morgen 10h in Linköping total müde aber voller Erlebnisse an.

Montag, 28. Januar 2008

In The Middle of Nowhere - KIRUNA


Fünf eiskalte aber erlebnisreiche Tage liegen hinter mir. Zusammen mit neun anderen Deutschen durfte ich die wunderschöne Natur im Lappland erleben. Mit dabei waren Gesa, Janina, Steffi, Dominik, Tobi, Wende, Boris, Benni und Simon. Der Organisationsaufwand hat sich gelohnt!

Per Bus, Bahn und Flugzeug ging es hinauf in den hohen Norden Schwedens. Trotz Startverzögerung des Flugzeugs auf Grund von Gepäcksuche und einem wiederholten Aussteigen unsererseits zur Gepäckszuordnung, kamen wir noch bei Tageslicht in Kiruna an: -15°C. Erstaunlicherweise war es bis 16 Uhr hell, obwohl die Sonne schon kurz nach zwei untergeht. So standen uns fünf doch relativ lange Tage bevor.




Kiruna
Mit dem Taxi ging es zum Hostel in Kiruna downtown... okay, so groß ist die Stadt dann doch nicht mit knapp 20.000 Einwohnern - allerdings groß genug, um eins der Taxis zum falschen Hostel zu schicken und die Insassen bei eisigen Temperaturen quer durch die Stadt zu Fuß laufen zu lassen. Gut, dass ich wusste, wohin wir fahren mussten :)


Hundeschlittentour, Sami und herrliche Schneelandschaften

Die Tour bei Henrik Taube sollte 1,5 Tage dauern und umfasste Vollpension in einer Lapplandhütte aus Holz und Gras. Mit Hundschlitten und Motorschlitten ging es entlang eines Tracks durch die schneeweiße wunderschöne Landschaft. Jeder von uns durfte die Hunde führen und seinen eigenen Schlitten lenken. Trotz der Geräusche und Abgase der Motorschlitten war es ein unbeschreibliches Gefühl auf dem Schlitten zu stehen und die Hunde laufen zu lassen. Dazu kam klarer Himmel und trockene Luft bei -10°C.
Die Hütten standen geschützt im Wald am Seeufer, der uns als Wasserquelle diente und für so manches Erlebniss gut war. So soll unser Hundeführer am Vortag beim Füttern eines Schwans eingebrochen sein. Später am Abend folgte Petter, einer der Campbetreuer, dem Beispiel. Allerdings versenkte er den kompletten Motorschlitten samt Anhänger. Nur mit vereinten Kräften konnten wir das Gefährt vor dem vollständigen Ertrinken retten, woraufhin Petter, der Same mit dem geschickten Händchen ("I am an idot") seinen Kummer in Alkohl ertrank.

Verpflegt wurden wir von den Samis mit den verschiedensten Varianten von Rentierfleisch. Enttäuschenderweise schmeckt es gar nicht so viel anders als Rindfleisch. Für die Wärme in den Hütten mussten wir allerdings selber Holzspalten, was bei unseren asiatischen Kollegen einige Schwierigkeiten hervorrief und zu unserer Erheiterung beitrug... Glücklicherweise hatte ich das über die Weihnachtsferien daheim zu Genüge üben können um mich nicht zu blamieren :)


Kiruna


Schwedisches Holzhaus in Camp Alta

Die zwei folgenden Nächte verbrachten wir in einem typischen schwedischen Holzhaus mit knapp 130qm - genügen Platz also für uns alle um uns frei bewegen zu können. Der See nebenan war gefroren und tief mit Schnee bedeckt, so dass wir uns nachts häufig dorthin verirrten auf der Suche nach Nordlichtern. Aber statt die Polarlichter zu sehen lernte ich einiges über die Sterne und ihre Bilder dank Gesas Wissen.


Kungsleden

Während die eine Gruppe sich mit Motorschlitten in der unberührten Natur am nächsten Tag einen Traum erfüllte, machte die andere Gruppe mit mir eine Wanderung auf dem berühmten Kungsleden 90km westlich von Kiruna von Abisko aus. Die verschneite Landschaft in der Stille zu genießen war wieder einmal ein wunderbares Erlebnis. Weit und breit kein Haus, nur hohe beschneite Berge in Richtung norwegische Grenze, vereiste Bäume und das Knirschen des tiefen Schnee unter den Füßen - ein wunderbares Erlebnis!


Snowfestival

Bei unserer Ankunft in Kiruna war das Snowfestival eröffnet und wir konnten nur die roh behauenen Schnee-Eisblöcke begutachten. Doch inzwischen waren die Arbeiten abgeschlossen. Verschiedenste Motive waren in den Schnee gemeißelt worden: übereinandergefallene Dominosteine, ein schlafender Steinbock, ein Mädchenkopf durch ein Schlüsselloch schauend oder ein Emmenthaler Käse mit Maus. Erstaunlich, was man innerhalb von drei Tagen aus einem 10m3 Eisblock so alles zaubern kann. Die Vollendung solcher Kunst sollten wir allerdings am nächsten Tag im berühmten Eishotel außerhalb Kirunas erleben.


Feuerzangenbowle

Zum Abschluss unserer Tour gab es am letzten Abend ein Zimmerfeuerwerk dank Rum und Zuckerhut. Mit viel Phantasie hätten auch das die Nordlichter sein können, die wir suchten... Aber trotz der Feuerzangenbowle und der "Mütze" fanden sich später wieder keine Lichter am klaren Himmel. Nur zum Abschluss am nächsten Abend auf der Startbahn konnte ich noch einen Blick auf das Naturschauspiel aus dem Flugzeug erhaschen... Vielleicht sollte ich doch noch einmal wiederkommen?


Icehotel

Ein Muss für jeden Besucher in der nördlichsten Stadt Schwedens ist ein Blick in das berühmte Icehotel in Jukkasjärvi. Der Eintritt von sage und schreibe 250 SEK (ungefähr 26€) war es trotz allen Mutmaßungen auf jeden Fall wert. Komplett aus Eis und Schnee gebaut beherbert es täglich hunderte Gäste bei einer Innentemperatur von -5°C. Rentierfelle und Schlafsäcke sollen vor dem Erfrieren schützen. Tagsüber besuchen zig tausende Leute die Ausstellung wie wir es taten. Aus dem Flusseis, das im Frühjahr aus dem Fluss geschnitten und über den Sommer in Kühlhallen gelagert wird, werden innerhalb von zwei Wochen Jahr für Jahr Figuren und Raummotive von verschiedenen Künstlern gemeißelt. Bis zu 600 € kosten die Übernachtungen... allerdings steht morgens eine typisch schwedische Sauna zur Verfügung um sämtlich Erfrierungen wieder aufzutauen.





Nach Flug und langer Busfahrt kamen wir spät in der Nacht wieder in der Wärme von Linköping an, wo uns zu unserer Überraschung auch Schnee erwartete.

Sonntag, 20. Januar 2008

Weihnachten und die Zeit daheim

Stockholm


Die Zeit vor Weihnachten war vollgestopft mit einer Menge von Reports, so dass ich kaum Freizeit hatte. Nachts bis teilweise 4h saß ich vor dem Computer und musste Berichte über Computertomografen, Magnetresonaztomografie und Ultraschall (Medical Imaging), Berechnungen von Beinbewegungen beim Schuss eines Fußballs, die Muskelkraft von Bizeps und Trizeps, sowie des Huxley-Hudgkin Modells abgeben. Zusätzlich stand einen Klausur über "Künstliche Intelligenz und LISP" an, die ich glücklicherweise bestanden habe.
ENDLICH: Ich bin prüfungsfrei!

Die Mädels bekamen Goldbänder ins Haar und die Jungs Hüte :)

Lucia

Zwischendurch war allerdings insofern noch Zeit, als dass ich zwei Tage in Stockholm verbrachte um mal auf einem Weihnachtsmarkt zu sein, danach den Lucia-Kravall mitnahm und auch das Lucia Fest besuchte. Die Lucia ist hier eine Frau mit Kerzen auf dem Kopf, die immer in der Nacht zum 13. Dezember kommt... so ähnlich wie das Christkind am 24. Dezember.





Wieder daheim
Für drei Wochen konnte ich dann nach Hause (Münster) fliegen um mich ein bisschen auszuruhen. Da wir ja alle Prüfungen vor Weihnachten schon geschrieben und damit das erste Semester komplett abgeschlossen hatten, war die Zeit daheim ohne jegliche Verpflichtungen für die Uni. So konnte ich in Ruhe ein bisschen ausspannen, zum Schifahren nach Österreich reisen und mich um einen Praktikumsplatz nach Schweden kümmern. Ich bin gespannt, wo ich dann landen werde...


Über den Wolken...

Julia