Montag, 22. Oktober 2007

Prüfungszeit passé - Exkurs: Schwedische Ehrlichkeit

Nachdem in den letzten Wochen zwei Abgaben von mir anstanden - glücklicherweise keine Prüfung - war die Zeit knapp, Unternehmungen zu machen. Bis auf den internationalen Kravaller, genannt "Intervallen" war die Zeit dann doch mal ausnahmsweise mit Unizeug verplant. Laborübungen in der Programmiersprache LISP und ein Report zum Thema "Biomedical Signal Processing" standen auf der Tagesordnung. Doch ab heute ist das auch schon wieder Geschichte und mit dem Blick auf den zweiten Teil des Semesters, der übermorgen anfängt, ein kleiner Exkurs zu schwedischen Verhaltensgrundlagen.


Schwedische Ehrlichkeit
Es kommt hin und wieder vor, dass ich in Linköping oder der Umgebung unterwegs bin und feststelle, dass es soetwas in Deutschland nicht gibt. Oder ich erwische mich bei dem Gedanken daran, was man in Deutschland wohl alles für Sicherheitsmaßnahmen einbauen würde. Dabei geht es um die Möglichkeit, betrügen zu können. Und ich habe in der kurzen Zeit, in der ich schon in Schweden bin, feststellen müssen, dass die Schweden doch ein sehr ehrliches Völkchen sind.

Zunächst einmal fällt mir der Fall ein, wo ich während des oben genannten Intervaller meine Armbanduhr verloren haben. Aus unerklärlichen Gründe war sie auf einmal nicht mehr da. Doch die Antwort meiner Email an die Organisatoren ließ mich wissen: "Ja, meine Beschreibung passt auf eine Uhr, die sie gefunden haben und ich könnte sie mir doch abholen". Drei Tage später war ich wieder glücklicher Besitzer meiner unversehrten Uhr. Und sowohl mein Gedanke dazu als auch die Kommentare der anderen waren: "So etwas würde Dir in Deutschland nicht passieren".

Ein weiteres Beispiel ist der Besuch des Uni-Fitness-Studios, genannt Campushallen. Jedem, der dort Mitglied ist und also wie gefordert, jeden Monat Beitrag zahlt, wird die Mitgliedschaft auf dem Studentenausweis gespeichert. Geht man also zum Training dorthin, zieht man die Karte durch einen Automaten und eine freundliche Stimme wünscht einem ein herzliches Willkommen.
In Deutschland würde an dieser Stelle ein Drehkreuz stehen, damit nicht jeder x-beliebige dort Zutritt hätte, hier in Schweden vertraut man aber auf die Ehrlichkeit der Menschen und hat kein Drehkreuz aufgestellt.

Der dritte passende Fall ist das "Self-Scanning" in einem Supermarkt bei uns um die Ecke. Mithilfe eines Barcode-Lesers kann der Kunde den Preis während des Einkaufes gleich einscannen und braucht nur noch am Ausgang die Endsumme an der Kasse zu bezahlen. Wir haben dabei keinen beobachtet, dessen Korb noch einmal kontrolliert wurde. Mit fertig gepackten Tüten konnten die Kunden die Kasse schnell passieren und die Ware mit nach Hause nehmen. Ich glaube, in Deutschland würde man alles doppelt und dreifach sichern und zur Not auf Kosten der Bequemlichkeit doch alles von einer Kassierin einscannen lassen. Hier in Schweden vertraut man wie immer auf die Ehrlichkeit.


Ich finde es interessant zu sehen, wie unterschiedlich selbstverständlich die Ehrlichkeit ist und in gewisser Weise, möchte ich behaupten, könnten wir Deutschen von den Schweden noch so einiges lernen!

Samstag, 13. Oktober 2007

Riga - die Stadt mit den größten Kontrasten

Rigas Silouette

So, nachdem ich gerade die erste Prüfungszeit so gut wie hinter mir habe, hier ein kurzer Bericht aus Riga, der Stadt mit den größten Kontrasten zwischen Arm und Reich.

Riga, ein Blick auf die Kontraste

Per Ryanair ging es nach Riga auf den größten Flughafen im Baltikum. Per Bus erreichten wir die Altstadt, wo wir eine Jugendherberge gebucht hatten (9€/Nacht!). Für zwei Nächte blieben wir dort bevor es per Schiff (Tallink - nicht zu empfehlen) über Nacht wieder zurück nach Stockholm ging.

von links nach rechts:
Andreas, Felix, Jan, ich, Andre, Matthias, Florian und Steffen

Den Unterschied zwischen Arm und Reich erkennt man in Riga fast an jeder Ecke. Den ersten "Schock" bekamen wir, als wir einkaufen gingen und feststellen mussten, dass die Preise genauso hoch wie in Deutschland sind, wenn nicht sogar höher. Eigentlich wollten wir hier billigen Alkohol einkaufen, da er in Schweden so teuer ist - tja, hat nicht ganz geklappt. Noch vor ein paar Jahren war das wohl anders. Inzwischen gehört Lettland der EU an und bekommt Ende nächsten Jahres sogar den Euro. Bis dahin gelten die lettische Währung Lats und Sentime.

Die neuen Fassaden in der Stadt

Die Altstadt war glücklicherweise autofrei, doch mit Genemigung durften gewisse Leute auch hier mit ihre Autos vorfahren. Was das dann für Autos waren, kann man vielleicht erahnen: Lamborghini, Bentley, Porsche, BMW M5 etc. Alles teure Karren, passend zu den Läden, die sich hier befaden: Gucci, Dolce & Gabbana, Swarovsky etc. Auf dem Markplatz wurde sogar für die Miete von Stretchlimousinen geworben - nebendran saß der Bettler.

Die Oper

Symbolisch war das Bild, das sich für uns ergab, als wir auf einem der höchsten Gebäude der Stadt den Rundblick über die Stadt genossen. Über den Fluss, die Daugava, spannte sich eine neue Drahtseilbrücke gesäumt von einem gläsernen, halbrunden Turm einer Bank auf der einen Seite und dem Turm der St. Peters Basilika auf der anderen Seite. Wir wussten von unserem Besuch zuvor in dem Turm, dass dieser einzufallen droht, seine Säulen werden von Metallhülsen gehalten.

Der Dom

Aber die Altstadt war trotz der teilweise traurigen Anblicke dennoch sehr schön. Sie gehört zum Weltkulturerbe und wird inzwischen Fassade für Fassade erneuert. Viele Kirchen, Häuser und Museen erzählen von der Geschichte Lettlands und von der Selbstständigkeit seit 1991. Gesehen haben wir auch die russisch-orthodoxe Kirche, die von Polizei beaufsichtigt wurde,
das Freiheitsdenkmal, vor dem zwei Soldaten marschierten und deren Kleidung wieder zurecht gerückt wurde, nachdem sie ihren Platz vor dem Denkmal wieder eingenommen hatten, das Schloss und den Zentralmarkt, auf dem die Bevölkerung einkaufen geht - auch ein sehr prägender Anblick in den alten Zeppelinhangars, wo die Tauben von den Fleischblöcken picken und der Fisch auf der Theke noch halb lebt.
Da wir unsere Jugendherberge mitten in der Altstadt hatten, konnten wir auch abends noch einen Rundgang durch die Stadt machen und die Bars austesten, die schon längst westliche Preise haben.Unser letztes Geld investierten wir in Zigaretten und Alkohol